Sammelsurium
Basteln mit Kuno Lauener
Berner Musiker malten und zeichneten für einen guten Zweck – oder: Warum ich Kuno
ein paar Brusthaare ausreissen durfte. 1996 erhielt Robert Riesen (LineUp) den Auftrag, für die Stiftung fortissimo* ein Konzept zu erarbeiten, um auf geeignete Weise Spenden zu sammeln. Er hatte damals die Idee, eine edle, kleine Kartonbox zu entwerfen, die von verschiedenen Berner Musikern gestaltete Grafiken enthalten sollte. Die Box hatte das Format einer CD, war auf 100 Ex. limitiert, nummeriert und signiert und enthielt ein schönes Booklet mit Infos und Statements von Musikern/-innen und Werke von Polo Hofer, Kuno Lauener, Büne Huber, Stuwi Aebersold, Regula Frei und Boris Pilleri. Letzerer übernahm als gelernter Grafiker auch gleich die Gesamtgestaltung.
Grafisch hatte ich mit der fortissimo-Box also nichts zu tun. Mein Beitrag dazu hatte lediglich darin bestanden, den Kontakt zwischen Röbu und Kuno herzustellen und noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten, damit Kuno mitmachte. Kuno musste Federn lassen Kuno hatte für seinen Beitrag zur Box eine besonders witzigen Einfall: «Federn lassen für fortissimo» war der Titel seiner Zeichnung. In ein eigens dafür vorgesehenen Feld hiess es nun, je eins seiner Brusthaare zu kleben. Und so wurde ich also im März 1997 im Büro LineUp in der Berner Matte Teil des Basteltrios und durfte dem Lebendrupf beiwohnen: Tapfer riss sich Kuno Brusthaar um Brusthaar aus (ab und zu durfte ich ihm auch eins ausreissen), und wir klebten die Härchen sorgfältig auf die hundert gedruckten Zeichnungen, die Kuno anschliessend auch signierte. Selbstverständlich genossen wir dazu einen guten Tropfen Wein. Ein sehr amüsanter Abend. Der grosse Anlass, der zur Lancierung der fortissimo-Box im Berner Bierhübeli stattfand, war übrigens ein voller Erfolg und das fortissimo-Kässeli danach gut gefüllt. *fortissimo, Stiftung zur Unterstützung notleidender, freischaffender Berufsmuskerinnen, Berufsmusiker und derer Angehörigen. (Leider existiert die Stiftung heute nicht mehr.) 03.11.19
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Kultur und Kulinarik: Die Set-Connection
1999 hatten Robert Riesen (LineUp) und Urs Rietmann (damals Schlachthaus Theater Bern, heute Leiter Creaviva) eine wunderbare Idee und schafften damit eine Verbindung von kulturellem und kulinarischem Genuss: Die Set-Connection. – Alle zwei Monate erschien ein von einem/-er Berner Grafiker/-in gestaltetes Tischset, auf dessen Rückseite verschiedene Berner Kulturinstitutionen einen aktuellen Programmpunkt bewerben konnten. Die Sets lagen in zahlreichen Berner Beizen auf und verkürzten so den Gästen mit Kulturinfos das Warten auf ihre Essensbestellung. Röbu und ich übernahmen die Realisierung, und so war ich jeweils auch für die Umsetzung der Rückseite zuständig. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen: Bestimmt ist es leichter, einen Sack Flöhe zu hüten, als alle acht Wochen von neun verschiedenen Veranstaltern rechtzeitig (und in geeigneter Form!) Beiträge einzutreiben. Das war auch der Grund, weshalb wir das Projekt nach zwei Jahren Laufzeit wieder einstellten. Eigentlich schade.
Weitere Sujets von François Chalet, Lorenzo Conti, Judith Rüegger, Remo Stoller, Martin Woodtli und Judith Zaugg:
30.12.18
Leidwesen oder Gollum?
2008 fand am Berner Aareufer die erste Soirée Graphique der Agentur Komet mit Plakaten von Claude Kuhn, Stefan Bundi, Büro Destruct, Martin Woodtli, François Chalet, Moiré, DBMB und mir statt. Mein Beitrag war das unten zu sehende Plakat «Leidwesen». Zwei Jahre später, an der Soirée Graphique 2010, lud die Agentur auch verschiedene Fotografen dazu ein, Plakate neu zu interpretieren und räumlich in Szene zu setzen.
Mein Plakat wurde von Luca Christen in einen neuen Kontext gesetzt. Seine Umsetzung hat mich überrascht – gefällt mir aber sehr gut.
Artikel im «Hochparterre»
In der Zeitschrift «Hochparterre» schrieb Trix Barmettler über die fotografische Interpretation meines Plakats: «Wir Grafiker kommunizieren mit Schrift. Auf dem Originalplakat steht ‹Leidwesen›. Der Fotograf macht das Geschöpf lebendig und vermittelt uns das Leidwesen direkter, ohne Worte. Die Figur erschreckt mich, ihr Ausdruck kippt aber ins Absurde und hinterlässt dadurch einen zwiespältigen Eindruck. Das Wesen auf dem Foto ist vielschichtiger und überlässt mehr Interpretationsspielraum als das Original: Es kann Monster sein oder Opfer. Für mich ist es eine Männergestalt, die Frauenbeine irritieren mich. Natürlich könnte jemand die Figur als Opfer eines Gewaltakts interpretieren – die blauen Zehennägel machen die Frau nicht lebendiger. Ich interpretiere das Bild aber nicht als morbid, da keine Gewalt oder Diskriminierung sichtbar ist. Das in sich gekrümmte Wesen erinnert mich eher an Gollum/Smeagol aus «Herr der Ringe» – er weiss nicht, wer er wirklich ist. Als Smeagol ist er gut, als Gollum abgrundtief böse.»
Trix Barmettler, Sept. 2010
Mein Plakat wurde von Luca Christen in einen neuen Kontext gesetzt. Seine Umsetzung hat mich überrascht – gefällt mir aber sehr gut.
Artikel im «Hochparterre»
In der Zeitschrift «Hochparterre» schrieb Trix Barmettler über die fotografische Interpretation meines Plakats: «Wir Grafiker kommunizieren mit Schrift. Auf dem Originalplakat steht ‹Leidwesen›. Der Fotograf macht das Geschöpf lebendig und vermittelt uns das Leidwesen direkter, ohne Worte. Die Figur erschreckt mich, ihr Ausdruck kippt aber ins Absurde und hinterlässt dadurch einen zwiespältigen Eindruck. Das Wesen auf dem Foto ist vielschichtiger und überlässt mehr Interpretationsspielraum als das Original: Es kann Monster sein oder Opfer. Für mich ist es eine Männergestalt, die Frauenbeine irritieren mich. Natürlich könnte jemand die Figur als Opfer eines Gewaltakts interpretieren – die blauen Zehennägel machen die Frau nicht lebendiger. Ich interpretiere das Bild aber nicht als morbid, da keine Gewalt oder Diskriminierung sichtbar ist. Das in sich gekrümmte Wesen erinnert mich eher an Gollum/Smeagol aus «Herr der Ringe» – er weiss nicht, wer er wirklich ist. Als Smeagol ist er gut, als Gollum abgrundtief böse.»
Trix Barmettler, Sept. 2010
26.03.17
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Gold und Platin
Im August 2001 bekam ich ein ganz besonderes Geschenk: Rolf Widmer vom Sound Service brachte mir meine erste Platin-CD für 40 000 verkaufte Züriwest-Alben «Radio zum Glück». Wow, damit rechnet man als Grafikerin nicht. Aber Kuno Lauener und seine Band waren der Ansicht, dass die Anzahl der CD-Verkäufe auch mit der Gestaltung des Covers zu tun habe und teilten ihren Erfolg mit Fotograf und Grafikerin. Natürlich bekam die gerahmte CD einen Ehrenplatz in meinem Büro.
«Die spinnen!», fand Polo Das Lustige an der Geschichte: Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt gerade zum ersten Mal für Polo. Oft sassen wir zusammen vor dem Bildschirm, und dass er dabei immer die Platin-Auszeichnung der Züris im Blick hatte, ärgerte ihn zünftig: «Spinnen die? Müssen wir dann in Zukunft noch jeden Roadie mit einer Platin-Scheibe beglücken?» Knapp zwei Jahre später – Polo und ich werkelten am Cover seines Best-of-Albums «Silber, Gold & Perlen» – kam er in mein Büro und überreichte mir die gerahmte Platin-CD von «Xangischxung». «Hier. Die kannst du neben der von den Züris aufhängen.» Ich war platt. Erst recht, als ich merkte, dass auf der kleinen Plakette nicht meiner, sondern Polos Name stand. Er hatte mir sein persönliches Exemplar geschenkt. Später kamen zweimal Gold («Silber, Gold & Perlen» und Stiller Has «So verdorbe») und noch einmal Platin für Polos «Prototyp» dazu – jeweils mit meinem Namen auf der Plakette. ;) |
13.11.16
Souverän? – Na ja ...
Eins meiner Hobbys war früher das Schwarzfahren. Es war einfach günstiger und praktischer, ab und an einen Hunderter Zuschlag zu zahlen, als regelmässig Abonnemente zu lösen. Bei der Werbeagentur LGK, für die ich zwischendurch arbeitete, hatte ich das mal erwähnt, und deshalb wollten sie mich im Frühling 2002 als Modell für eine Bernmobil-Werbung. Ich fand das natürlich witzig und kassierte erst noch Fr. 300.– Modellhonorar. Ausserdem war es spassig, einen Nachmittag mit einem eigenen Tram durch Berns Strassen gefahren zu werden. Wir durften sogar die Route bestimmen.
Weniger lustig war, als die Geschichte bereits nach ein paar Tagen aufflog! Ich habe dann eingesehen, dass es asozial ist, den öffentlichen Verkehr zu prellen, und zahle seither brav (fast) immer, wenn ich Bus oder Tram fahre. |
24.09.16
2007 habe ich für Brigitta Weber, Catriona Guggenbühl, Elsabe Stange und Stefanie Grob Plakate und Karten fürs Theater «Die Magd und ihr Fräulein» entworfen. Das Stück wurde auch im Burgbachkeller in Zug aufgeführt. Dort fand man grossen Gefallen an der eigens fürs Plakat gezeichneten Rosentapete und tapezierte gleich die ganze Bar damit.
12.06.16
Abgehalfterte Gäule für die Les-Amis-Bar
Im Sommer 2012 war es endlich fertig und konnte montiert werden: Mein Les-Amis-Bild, das ich im Auftrag von Magnus Bearth und der Feldschlösschen AG gepinselt habe. Es dient – nebst dekorativen Zwecken – der Bewerbung der drei 500-Liter-Tanks, die die Feldschlösschen AG dem Les Amis spendiert hat. Die schönen Rahmen für das zweiteilige Bild stammen übrigens von Urs Himmelreich, schweres.
24.01.16
24.01.16
«Polaroiden» – Selfie-Ausstellung im Juni 1995
1995 war das Wort «Selfie» zwar noch längst nicht erfunden, analoge Kameras aber schon, und mir machte zu dieser Zeit vor allem meine Polaroid-Kamera einige Experimentierfreude. Meine bevorzugte Technik bestand darin, das Bild, während es am Entstehen war, mit einem Bleistift zu malträtieren und so die dickflüssige Emulsion wegzudrücken. Die so entstandenen Bilder habe ich dann per Laserkopierer auf 28 x 28 cm vergrössert und auf Metallplatten (45 x 45 cm) aufgezogen. Daraus wurde meine erste kleine Einzelausstellung «Polaroiden» in der Galerie wac otaku an der Gerechtigkeitsgasse 17 in Bern.
Als ich allerdings kurz vor Beginn der Vernissage meine Ausstellung noch einmal begutachtete, überfiel mich eine riesen Angst vor der eigenen Frechheit, und ich wäre am liebsten abgehauen. Zum Glück bin ich geblieben: Die Bilder fanden grossen Anklang. – Uff!
Als ich allerdings kurz vor Beginn der Vernissage meine Ausstellung noch einmal begutachtete, überfiel mich eine riesen Angst vor der eigenen Frechheit, und ich wäre am liebsten abgehauen. Zum Glück bin ich geblieben: Die Bilder fanden grossen Anklang. – Uff!
17.01.16
Auch ein gewichtiges Stück Bern
2007 ist das Buch «Reitschule Bern – 20 Jahre und mehr» zum 20. Jubiläum der Reitschule erschienen. Da ich schon 1998 am Reitschule-Buch «Hansdampf – Reithalle Bern», damals noch als Mitglied vom Büro Destruct, mitgearbeitet und 2000 die Abstimmungskampagne gestaltet hatte, war ich eingeladen, eine Illustration beizusteuern. (Konzept und Redaktion: Christine Blau und Agnes Hofmann, Buchgestaltung: Christine Blau)
Sehr schön finde ich natürlich auch, dass mein NEIN-Logo von 2000 auch Jahre später immer wieder eingesetzt wird – sogar in Müslüms Video "Erich". (Bild: Montage)
Sehr schön finde ich natürlich auch, dass mein NEIN-Logo von 2000 auch Jahre später immer wieder eingesetzt wird – sogar in Müslüms Video "Erich". (Bild: Montage)
20.11.15
Forward to the pastDank SRF1 und Dok-Filmemacher Hanspeter Bäni wurden meine CD-Cover im Film «Polo Hofer – Rhythmus, Rausch und Rampenlicht» auf einmal zu veritablen LP-Hüllen! (Anmerkungen: 1: Nur vier der fünf abgebildeten Hüllen stammen von mir. 2: Das Album Xangischxung ist 2002 tatsächlich in einer Auflage von 500 Ex. als Vinyl-Scheibe erschienen.)
25.10.15 |
Ein Bandana für PoloSchön, Polo wiedermal mit unserem 2002 gemeinsam kreierten Tüechli zu sehen (SRF1, 24. Okt. 2015 «100% Schweizer Musik – Polo Hofer & Friends»)! Wir waren damals ein super Gestaltungsteam! Trotzdem habe ich Polos Vorschlag, gemeinsam eine Herrensockendesignfirma zu eröffnen, dankend abgelehnt. ;)
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Pedä in progress...Knappe 15 Jahre gibt es das Pedä-Figürchen jetzt schon – und die Zeichen der Zeit sind auch auf den Zeichnungen spürbar...
17.10.15 |
Mit dem «Bund» verbundenVon 2007 bis 2018 arbeite ich auch regelmässig im Ressort Layout der «Bund»-Redaktion. Neben den regulären Spätschichten gab's auch manchmal spannende Illustrations- oder Signet-Aufträge.
2008 haben die «Bund»-Mitarbeitenden für die damalige Werbekampagne die Köpfe hingehalten, wovon schon ein Jahr später einige gerollt sind – auch meiner! 2011 wurde ich dann aber wieder ins Team zurück geholt. (Foto: Valérie Chételat, Idee u. Gestaltung: Contexta AG) |
Das Kreuz mit der SchweizAls im Dezember 2003 Ruth Metzler zugunsten von Blocher aus dem Bundesrat flog, ärgerte ich mich derart, dass ich mir das Signet, das ich während der Wahl auf einen Zettel gekritzelt hatte auf ein T-Shirt drucken liess. Rasch gingen erste Bestellungen ein, und so gab ich das Sujet bei Chessy Weaver, Siebdruckerei Riff Raff, in Produktion. Finanziell war's ein Reinfall – machen würd' ich es trotzdem wieder! (Artikel: Berner Bär, 6. April 2004)
20.09.15 Die Büchse des PoloEigens für Polos «Remix»-Album liebevoll verschmierte Farbbüchse. Natürlich war danach noch sehr viel Photoshop-Büez gefragt.
13.09.15
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Eliot – der erste SchreiBei Eliot – dem Erstgeborenen meiner Schwester Anouk – hatte Papa Caspar Martig die Idee, als Geburtsanzeige den allerersten Schrei aufzunehmen und die Bänder zu verschicken. Er hatte dafür eigens Kassetten mit super kurzer Spieldauer bestellt (30 Sek.) und den Schrei dann auch höchstpersönlich aufgenommen. Die Mama und die Tante haben sich um Verpackung und Beschriftung gekümmert. Übrigens: 1996 war die Schrift «Electrobazar» vom Büro Destruct der letzte Schrei!
14.09.15 Polo zum AufziehenVon Polo höchst ungeliebter Vorschlag zur Verschönerung seines Albums «Prototyp»: aufziehbarer Polo.
Im Nachhinein finde ich seine Abneigung irgendwie nachvollziehbar. ;) 13.09.15
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CovergirlIm Januar 2000 wurde das Büro Destruct vom deutschen Magazin Page angefragt, ob ein Bild aus dem ersten BD-Buch als Frontbild gedruckt werden dürfe. Die Bildauflösung war so gering, dass dies nur unter Verwendung eines Linienrasters möglich war. Trotzdem kam das Bild auf den Titel, und so wurde ich ganz unverhofft zum Covergirl. Der Salamander sitzt übrigens heute noch auf meinem Bildschirm.
20.09.15 Pedä als HampelfrauVor vielen Jahren ein super liebes Geschenk von Sonja Kräuliger (freshfish postcards gmbh), an dem ich auch heute noch grosse Freude habe. Hängt in meiner Küche. Merci Söne!
13.09.15 |
Ein Daumenkino für LouiseWir haben uns bei allen Kindern meiner Schwester Anouk viel Mühe gegeben – auch für deren Geburtsanzeigen. Idee: H1 Reber und Pedä - Fotos: der Papa, Caspar Martig - Produktion u. Modell: die Mama, Anouk Sebald - Grafik: die Tante.
14.09.15 |